Heute widme ich mich mal einem traurigen Kapitel auf dem südamerikanischen Kontinent. Es geht dabei nur indirekt ums Reisen. Dennoch lohnt es sich für jeden Südamerika Traveller etwas hinter die Kulissen zu blicken, um Land und Leute zu verstehen. Ich polemisiere mit Absicht, denn anders sehe ich keine Möglichkeit das Blut der Leser zum Kochen zu bringen. Schauen wir uns einmal an wie der italienische Modekonzern Benetton gegen die Mapuche Indios in Argentinien zu Felde zieht. Nennen wir die Sache ruhig beim Namen. Es geht um Enteignung, Viehzucht, viel Geld und Krieg. Es geht weiter um eine Bande machthungriger, geldgeiler italienischer Modezaren (und anderem Geldadel), die sich mit dubiosen Machenschaften zu einer der größten Landbesitzer in Argentinien und in Patagonien emporgetreten haben.

Carlo Benetton und seine Brüder sind nicht der einzigen aus dieser Modezarenruppe, doch er ist womöglich der einzige in der Größenordnung, der das rein nur wegen des Geldes und dem persönlichen Spaß zu Ungunsten der Indios tut. Auf der anderen Seite der Anden hat ein anderer Modezar, nämlich Douglas Tompkins, einst Besitzer der Modemarken Esprit und The North Face, ebenfalls ein gigantisches Patagonien-Imperium errichtet. Nur mit dem Unterschied, dass der kürzlich verstorbene Tompkins einen Nationalpark daraus gemacht hat und diesen jetzt nach seinem Tod dem chilenischen Staat vermacht hat.

Enteignung der Mapuche Indianer in Patagonien wegen Schafzucht

Ganz anders sind die Absichten des Benetton Konzerns und seiner Eigentümerfamilie. 900 000 ha und 100 000 Schafe gehören nun schon dem Konzern in Argentinien. Alles Land, das einst den Mapuche Indios gehörte. Einem Stamm, der sich niemals ganz dem argentinischen Herrschaftssystem untergeordnet hat, jetzt aber einem Globalplayer weichen muss. Was natürlich nur mit Unterstützung der einheimischen argentinischen Regierung funktionieren kann. Die hat so gar nichts für die Indios übrig. Zu viel Ärger provozieren die ungebändigten einzelnen Stämme seit Jahrhunderten in der Region.

Patagonien

Patagonien

Hinter all dem steckt aber zuerst einmal der jüngste Benetton-Spross, Carlo Benetton, dessen Vermögen auf ein oder zwei Milliarden Euro geschätzt wird. Wer weiß das bei der Bande schon so genau? Ein nimmersatter Parvenü, der als kleiner Textilschneider 1965 begann und dann denn Rachen nie mehr voll bekommen hat. Dazu sein Bruder Luciano. Ihr Konzept war ja schon immer mit dem Leid von Mensch, Tier und Natur kräftig Geld zu verdienen. Seit dem Jahr 1991 macht sich der Modemagnat daran riesige Ländereien in der patagonischen Wildnis zusammenzukaufen. Mittlerweile grasen über 100 000 Schafe dort, die 10 Prozent des Wollbedarfs des Konzerns liefern. Das ist aber nur ein Grund. Carlo liebt aber auch die Naturlandschaft. Daher kommt der Lebemann und Geniesser auch gerne mit einer Schar ebenso gieriger und geldgeiler Kumpel vorbei, um ausgiebig zu feiern, zu jagen und was weiß der Geier sonst noch zu veranstalten. Der Herr der Erde dort wird kaum kontrolliert. Jeder kann sich ja unschwer ausmahlen, dass nie etwas Gutes dabei herauskommt, wenn sich so eine Bande weit abseits jeglicher Kontrolle zusammenfindet. Luciano zum Beispiel umgibt sich gerne mit dubiosen Gestalten wie Flavio Briatore, dem einstigen Benetton Formel 1 Chef, der schon wegen Steuerhinterziehung, sicherlich nicht im dreistelligen Bereich, verurteilt wurde.

Die Benetton Finca, die Estanzia Leleque, steht übrigens in der Nähe der Ortschaft Cholila, in der auch schon die legendären Banditen Butch Cassidy und Sundance Kid sich vor dem US-amerikanischen Gesetz flüchteten. Lang hielten sie es in der Einsamkeit nicht aus. Sie kehrten in die USA? zurück. Ihr Ende ist bekannt, so meint man. Auch wenn dieses in Bolivien vermutet wird. Die Geschichte der beiden lässt keine Schlüsse zu.

Unsicherheit für Traveler in Patagonien?

Zurück zu Benetton und seinen Machenschaften, die vom argentinischen Verwalter vehement verteidigt werden. Er, schottischer Abstammung, spricht davon, dass die Indios keine Ansprüche mehr hätten. Das wäre so als würde er selbst in Schottland die Ländereien seiner Großeltern zurückfordern. Er ist einfältig wie die braune deutsche Brut und vergleicht Äpfel mit Birnen. Aber von solcher Ignoranz leben nun einmal die Großen, Reichen und Mächtigen. Die Mapuches sind zu schwach aufgestellt in der Region im tiefen patagonischen Süden. Die ständigen Reibereien und Scharmützel mit den Regierungstruppen über mehr als ein Jahrhundert, des Weiteren die karge Region, die wenig hergibt, haben nur noch wenige übriggelassen. Dennoch sind sie keineswegs gewillt kampflos das Feld zu räumen. Immer wieder kommt es zu Übergriffen. Die Gegend ist auch für Reisende nicht sicher. Wer sich heute die Karte einmal anschaut, über welches Territorium die Mapuches einst dominierten und was davon übriggeblieben ist, dem kommen die Tränen. Irgendwie empfindet selbst der ignoranteste Argentinien Backpacker oder Abenteuertourist, sofern er sich für die Problematik etwas interessiert, Sympathie für die Indios in ihrem ungleichen Kampf gegen den Benetton Bonzen und die korrupten argentinischen Behörden.

Gut nun, dass das Land nun in den Händen eines Modekonzerns liegt, der eigennützig ein paar hunderttausend Schafe hält und die Großkotze aus der Benetton-Familie ihre persönlichen Leidenschaften zu Ungunsten der Indios ausleben lässt. Die Indio-Bewegung „Resistencia Ancestral Mapuche“ setzt sich mit der Unterstützung verschiedener Institutionen, darunter auch Amnesty Internacional für die Rechte der Indios ein.
Den Mapuche-Indios ist es als einzigem Indo-Volk in ganz Süd- und Nordamerika gelungen, sich der spanischen Kolonisation fast gänzlich zu entziehen und lange unabhängig zu bleiben. Doch kann sich ein Volk unabhängig wähnen, das über kein Land und damit keine Ernährungsmöglichkeiten verfügt?

Wer mehr Hinweise zu der ständig wechselnden Situation auch auf der chilenischen Seite erfahren will, der sucht im Web unter „conflicto Mapuche“ oder „seguridad viajeros region Mapuche“.

 

Zum Abschluss noch. Ich neide den Burschen nichts. Doch sollen sie die Finger von anderer Leute Sachen lassen. Damit noch nicht genug, denn wer erst einmal mitbekommt wie Geldgeier, Machtpolitiker und US-Filmstars in Südamerika die Strippen ziehen, der sollte tief Luft holen und dann folgenden Artikel nachdenkseiten.de mit dem Titel George Soros, der Beutejäger und “gute Freund” der Anden lesen. Es wird einem übel dabei.

weiterführende Links

http://elpais.com
http://oe1.orf.at
http://www.economist.com

https://www.pagina12.com.ar

http://www.antimafiadosmil.com – etwas dazu, wie die Mapuche aufs Kreuz gelegt wurden.