Seitdem Kuba und die Hauptstadt Havanna sich wieder etwas geöffnet haben, ist um die Große Antilleninsel in der Karibik ein totaler Hype entstanden. Jeder will nach Kuba, möglichst um das Land noch authentisch zu erleben.   Schon kann der Gast bei genauerem Hinsehen aber die schleichende Verwandlung erkennen. Immer mehr Touristenangebote in jeglicher Form werden aus dem Boden gestampft. Es wird nicht lange dauern und das Original-Kuba mit seinen authentischen Stadtvierteln wird gänzlich verschwunden sein. Noch gibt es sie, die ursprünglichen Barrios, wie Stadtviertel in Spanisch heißt auf Kuba. Vor allem in der Hauptstadt Havanna, die im Original eigentlich La Habana genannt wird, finden sich noch authentische Barrios mit viel lokalem, nicht immer auf den ersten Blick einladenden Flair. Schauen wir uns einmal ein paar an und dringen tief in das echte unverfälschte Kuba.

Ursprüngliche kubanische Stadtteile in Havanna

Ruhig, teilweise wie ausgestorben, wirken die ursprünglichen Stadtteile im Umfeld der bei den Touristen so beliebten Besucherviertel, in der ansonsten pulsierenden Kuba-Metropole Havanna. Beim Schlendern durch die Straßen lassen sich Häuser mit teilweise prächtigen Gärten erkennen, die von kunstvoll geschmiedeten Einzäunungen umgeben sind. Wie einladende Oasen mit schattenspenden Blätterdächern wirken die dschungelartigen Gartenanlagen vor allem in der brütentenden Mittagssonne während der Trockenzeit. Es geht aber auch durch enge Gassen, die wegen ihrer schäbig anmutenden Fassaden und Bausubstanz gerade als Filmkulisse für einen 50er-Jahre Hollywood-Movie hergehalten haben könnten.

In der Regel offenbaren die urigen Barrios in der Hauptstadt erst auf den zweiten Blick ihre Schönheit. Nur der Betrachter, der mit offenen Augen durch die Havanna-Viertel außerhalb der Touristenviertel streift, erkennt die wahre Eleganz der Stadtviertel unter dem abbröckelnden Verputz. Einst prächtig und mondän zu den goldenen Zeiten im Anfang des vergangenen Jahrhunderts wirkend, zeigen sich die Häuserfassaden heute dem Gast vernachlässigt, ausgebeutet und arm – ganz wie das kubanische Volk selbst. Doch die Fassade täuscht wie so oft. Denn arm an Besitz, kann reich an Lebensfreude bedeuten.

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Echte kubanische Lebensfreude in den schwarzen kubanischen Stadtvierteln

Wie so oft sprudelt das wahre Leben oder die echte Kultur immer dort zu finden, wo die schwarze Bevölkerung ansässig ist. In Havanna ist das nicht anders. Wer die Havanna-Stadtviertel San Leopoldo, Los Sitios, Carraguao, Jesús María und Belén durchstreift, der erkennt das schnell. Aber auch geballter unverfälschter kubanischer Lifestyle empfängt den Besucher in den Barrios Parraga, Palo Cagao, Los Pocitos, Zamora und Luyanó. Dort herrscht ein täglicher Kampf ums Überleben, doch auf ein brutal-sympatische Art. Nicht wie in vielen anderen karibischen Staaten regieren dort die Drogengangs mit unbarmherziger Gewalt. Vielmehr lebt man mit- und füreinander. Es scheint als zählen für den Einheimischen weit mehr die aktuellen Baseball- und Volleyballergebnisse der Lieblingsteams als der nächste Peso, der verdient werden muss.

So viel muss auch nicht verdient werden, um ausgelassen in den authentischen Havanna Stadtvierteln leben und genießen zu können. Eine gute Zigarre gibt es an jeder Ecke allemal. Und wer muss schon für das Eintrittsgeld für eine Discothek und den damit verbundenen weiteren Kosten sparen, wenn die nächste Party in wenigen Minuten auf der Straße selbst organisiert werden kann? Musik und kubanische Rumba-Rhythmen haben die Anwohner dort in die Wiege gelegt bekommen. Musik-Genies wie José Antonio Méndez und Cesar Portillo de la Luz, die Kuba einen neuen musikalischen Touch gegeben haben, stammen aus diesen Vierteln.
Aber Achtung! Es geht dennoch ums nackte Überleben. Protzig und unvorsichtig sollten Gäste auf einer Kuba Reise sich nicht in diesen Barrios bewegen. Das wäre mehr als naiv.

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Havanna Stadtviertel ganz original

In den Havanna Barrios erkennt der Gast das typische Kuba-Bild heute wie vor fünfzig Jahren. Versetzen wir uns einmal in eine typische Szene. Eine mit allen Mitteln am Leben gehaltene US-Karosse aus den 50-gern schleicht sich an einer schumerrigen Eckkneipe vorbei. Wobei der abfallende Mörtel und der blätternde Verputz des Gebäudes von einem kargen vergangenen halben Jahrhundert zeugen. Davor warten dunkelhäutige Mulattinen verschiedenen Alters, dichte Nebelschwaden einer Havanna-Zigarre in die schwüle Luft paffend, darauf mit einem Gast die Nacht verbringen zu können. Drinnen in der Havanna Kneipe mit der spärlichen Bestuhlung und spartanischen Ausstattung wird unter Rumba-Rhythemen, die aus einem alten Radio in die hohen Räumlichkeiten rieseln, Rum in kleinen Gläsern an Männer ausgeschüttet, die gelangweilt auf ihrer längst erloschenen Zigarre herumkauen, und dabei konzentriert ihr Lieblingskneipenspiel Domino spielen.

Der bekannte Schriftsteller Ernest Hemingway war ein Kenner der Szene. Ihn zog es auf der Suche nach literarischer Inspiration in die ursprünglichen Stadtviertel Havannas. Kuba Reisen mit einem mehrtägigen Aufenthalt in Havanna, bei dem nicht nur die Touristen-Highlights wie die Altstadt Habana Viejo, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, oder die Uferpromenade Malécon besucht werden können, sondern auch das authentische Havanna erlebt werden kann, sind heute noch möglich.