Noel Kempff ist der wichtigste und einer der bestgeschütztesten Nationalparks in Bolivien. Der Star unter den nationalen Parks sozusagen, der auch von der Unesco den Titel „Weltnaturerbe“ verliehen bekam. Auf 1.500.000 ha Fläche findet sich eine riesige Biodiversität eingerahmt in Wälder und Savannen über die die Meseta de Caparú weit hinausragt.

Riesige Felsklippen, versteckte Wasserfälle, weite Feuchtgebiete, Urwälder und eine reichhaltige Flora und Fauna, ein Rest naturbelassener Schönheit erwartet die Gäste bei ihrem Besuch. Wissenschaftler haben in den letzten 10 Jahren  mehr als 620 Vogelarten, 130 Säugetierarten, 127 Reptilien und Amphibien und mehr als 246 Fischarten identifizieren können und jedes Jahr werden es mehr.

Der Nationalpark liegt im Nordosten des Departments Santa Cruz in Bolivien, wo er an die brasilianischen Staaten Rondonia, Mato und Grosso grenzt. Falls man den Park besuchen will ist man auf die Hilfe von lokalen Guides angewiesen, die einer eigenen Organisation angehören und die notwendigen Kenntnisse über das Verhalten im Dschungel besitzen und die das Aufspüren und die Identifikation von Tieren z.B. auch an Hand von Spuren erkennen können. Die gut ausgebildeten Guides geben gern und bereitwillig Auskünfte über Pflanzen und deren Standort- und Wachstumseigenschaften.

Verschiedene Trekkingtouren im Park sind möglich

In einheimischen  Kanus können die Besucher durch die ruhigen Gewässer der Seen wandern und bei den gelegentlichen Stopps, besonders während Trockenzeit, Piranha-Schwärme beobachten. Bei niedrigem Wasserstand sind die Fische gezwungen sich in den verbleibenden Buchten zu sammeln, die das ganze Jahr hindurch Wasser führen.

Der Südteil des Parkes ist weitaus grösser und die Touren werden von den  Guides im vorhinein organisiert und geplant, zum grössten Nutzen der Besucher. Um in den Park zu gelangen müssen die Besucher als erstes über eine Pontonbrücke den Río Paraguá überqueren, die einige Kilometer von der Ortschaft Florida an einem Anlegeplatz eines verlassenen Sägewerkes errichtet wurde, danach geht es weiter zum Camp Los Fierros.

Der Weg führt durch einen immergrünen Wald mit Baumriesen, die eine Höhe von 45 m erreichen. Überall entlang des Weges hängen Lianen herab und man trifft auch auf Palmenhaine. An einem kleinen Bach, der den Wald durchquert kann man sich erfrischen oder falls man dort übernachten sollte nachts die unzähligen Fledermäuse beobachten. Die Tiere, die auf der Jagd nach Insekten sind, fischen dabei auch kleine Fische aus dem Bach.

Zur Laguna Chaplin geht es weiter über eine alte Holzbresche, wo man an den Ufern der Lagune auch wunderbar übernachten kann, um am darauffolgenden Morgen durch das laute Vogelgezwitscher romantisch aus seinen Träumen gerissen zu werden (diese Tour zur Lagune ist auch mit dem Fahrrad oder als Kombination Allrad plus Fussmarsch in ca. 3 Std möglich).

Von Los Fierros führt der Weg Richtung Süden und man tritt nach etwa 3km wieder aus dem Wald, um in die „gran pampa de termiteros“ zu gelangen, so genannt wegen der häufig anzutreffenden Termitenhügel, die die Insekten hier aus Erde und Schlamm errichten. Diese Hügel werden von den Insekten nur in ebenen Regionen gebaut und sie sind so hoch, dass sie immer über den höchstmöglichen Wasserstand hinausreichen.

Die Hügel verleihen der Landschaft eine eigenartige Charakteristik. Die Biodiversität zwischen den Hügeln ist schier unglaublich, sie reicht von Gräsern über Kräuter, Sträucher und Bäume. Die dichte Vegetation bietet vielen Kleintieren (Vögel, Schlangen, Nagern) Schutz und Unterschlupf. Aber auch Füchse, kleine Bären und Tapire leben hier und wo kleine Tiere sind, sind auch die Jäger nicht weit, mit Glück trifft man auf einen Jaguar oder sieht einen Falken am Himmel kreisen.

Das schönste Tier ist aber der Borochi oder Mähnenwolf, ein elegant erscheinender Hund mit langen Läufen, der in dem hohen Gras seine Beute sucht. Oft kann man ihn bei sengender Hitze an den Wasserstellen beim Trinken beobachten. Auf der anderen Seite der Pampa de Termitos dringen die Besucher wieder in den Wald hinein, der wie ein geschlossener Canon erscheint, nur selten dringt die Sonne durch das dichte Laubdach und so bildet sich während der Trockenzeit unterhalb der Baumkrone ein feuchter und ziemlich kalter Lebensraum.

Besucher, die mit dem Rad oder dem Wagen unterwegs sind, müssen von hier aus entlang eines kleinen Baches zu Fuss weiter, den es mehrmals zu überqueren gilt. Mehr als zwei Stunden zieht sich der Weg durch den dichten Amazonasurwald bis zu den Klippen der Meseta de Caparú. Hier öffnet sich der Urwald wieder und man befindet sich plötzlich in einem gigantischen Naturtheater, das umschlossen ist von steil nach oben sich aufrichtenden Felswänden aus denen sich ein 70 m hoher, schlanker Wasserfall „El Encanto“ (Foto) nach unten stürzt. In der Lagune des Wasserfalls sammelt sich das grünschimmernde Nass und lädt die Besucher zu einem erfrischenden Bad ein.

Trekking in Noel Kempff

Ein anderer Weg führt die Gäste hinauf zur Meseta de Caparú, die fast die Hälfte der Parkoberfläche einnimmt. Um den herrlichen Panoramablick von den Klippen geniessen zu können, müssen die Trekker jedoch zuerst 700 Meter Höhenunterschied auf einer Horizontalentfernung von nur 200 m überwinden, das bedarf allerdings einiger körperlicher Fitness.

Der Weg beginnt im Südosten der Pampa Termitero, wo es wiederrum hinein in den dichten Urwald geht. Das besondere auf diesem Teilstück ist eine Kolonie der Pflanzengattung Patajú gigante, welche eigentlich ein Krautgewächs ist, aber hier die Grösse eines Baumes erreicht.

 

Anreise Noel Kempff

In der Trockenzeit geht es am einfachsten mit einem 4mal 4. oder man nimmt den Bus bis Concepción oder San Ignacio, von dort aus kann man sich per „Taxi“ zum Park bringen lassen. Eine weitere Alternative bietet der wöchentlich  verkehrende Bus, der Concepción und San Ignacio mit Piso verbindet, aber man muss dabei in Las Mechitas aussteigen. Von hier aus fahren lokale Unternehmen nach der Gemeinde Florida, dem einzigen legalen Eingang zum Park.